Archiv für BVL

Pressemeldung des BVL: Bundesweit einheitlicher Nachteilsausgleich bei Dyskalkulie und Legasthenie

Pressemitteilung zum Tag der Legasthenie und Dyskalkulie am 30.09.2022

Bundesweit einheitlicher Nachteilsausgleich bei Dyskalkulie und
Legasthenie

Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie (BVL) fordert gemeinsam  mit der Deutschen Kinderhilfe zum Tag der Legasthenie und Dyskalkulie am 30.09.2022 bundesweit einheitliche Nachteilsausgleiche über die gesamte Schulzeit.

Bonn/Berlin, 14. September 2022

„Wir sind fassungslos, mit welcher Willkür man Kindern mit
Legasthenie und Dyskalkulie in unserem Schulsystem Steine in den Weg legt“, beklagt Rainer Becker, Ehrenvorsitzender der Deutschen
Kinderhilfe – der ständigen Kindervertretung. „Jedes Kind, das in
unserem Schulsystem benachteiligt ist, braucht unsere Unterstützung und einen Nachteilsausgleich, um es erfolgreich auf Ausbildung oder Studium vorzubereiten“, fordert Becker. In jedem Bundesland gibt es
unterschiedliche schulrechtliche Regelungen bei einer Legasthenie und
Dyskalkulie. Mehr Zeit bei Klausuren, technische Hilfsmittel oder persönliche Assistenzen können helfen, Wissen barrierefrei aufzunehmen und in Prüfungen darzulegen. „Für Eltern ist das absolut
unverständlich und für ihre Kinder ungerecht, dass jedes Bundesland
seinen eigenen Weg geht. In einigen Bundesländern verschlechtern sich die Rahmenbedingungen aktuell sogar. Die Bildungschancen sind in
Deutschland davon abhängig, wo die Eltern wohnen. Das entbehrt doch
jedem gesunden Menschenverstand“, sagt Tanja Scherle, Bundesvorsitzende des BVL.

Insbesondere für Schülerinnen und Schüler mit einer Dyskalkulie ist
es schwierig, gut durch unser Bildungssystem zu kommen, da es in vielen Bundesländern noch gar keinen Nachteilsausgleich gibt oder er endet mit der Grundschulzeit. „Das ist unglaublich. Einem Brillenträger würde man auch nicht verbieten, seine Brille in der weiterführenden Schule zu tragen. Eine Brille ist ebenfalls als Nachteilsausgleich zu verstehen, für den niemand kämpfen muss, da es selbstverständlich ist, eine Sehschwäche auszugleichen“, sagt Scherle. Ein Nachteilsausgleich stellt keine Bevorzugung oder Vereinfachung dar, jeder Schüler muss die gleiche Leistung erbringen. Es liegen ausreichend wissenschaftliche Erkenntnisse zur Legasthenie und Dyskalkulie vor, die zeigen, wie man Menschen mit diesen Beeinträchtigungen am besten individuell unterstützt und wie demzufolge ein Nachteilsausgleich gestaltet werden sollte.

Eltern müssen immer wieder aufs Neue dafür kämpfen, dass ihrem Kind ein Nachteilsausgleich gewährt wird. Häufig erfahren sie Ablehnung in der Schule, da man unterstellt, es dem Kind einfacher machen zu wollen. „Kinder bewusst zu diskriminieren, keinen Nachteilsausgleich zu gewähren und einfach wegzuschauen, wenn sie im Bildungssystem scheitern, das muss der Vergangenheit angehören. Die Bildungspolitik muss sich ihrer Verantwortung stellen und das bundesweit einheitlich, sonst schaffen wir es nicht, gut qualifizierte Fachkräfte auszubilden, die uns bereits heute fehlen“, fordert Rainer Becker.

In der Ausbildung und im Studium gewährt man Menschen mit einer
Legasthenie oder Dyskalkulie einen Nachteilsausgleich, in der Schule in
den meisten Fällen nicht. Unser Bildungssystem muss hier dringend
nachbessern, um für einheitliche Bildungsperspektiven zu sorgen. „Stärken stärken und Barrieren abbauen, das ist der einzig richtige
Weg für mehr Chancengleichheit“, sagt Tanja Scherle.

Zum Tag der Legasthenie und Dyskalkulie am 30.09.2022 ruft der BVL
zusammen mit der Deutschen Kinderhilfe dazu auf, Kindern mehr
Chancengleichheit in unserem Bildungssystem zu geben. Weitere
Informationen sind im Internet unter
https://www.bvl-legasthenie.de/aktionstag abrufbar.

Pressekontakt:       BVL – Bundesverband
Deutsche Kinderhilfe e.V. –

Legasthenie und Dyskalkulie e.V.            Die ständige Kindervertretung

Annette Höinghaus                                Rainer Becker

Tel. 04193/96 56 04                              Tel. 030/24 34 29 40

 

Sommerworkshop der Jungen Aktiven

JA! Ich habe Dyskalkulie/Legasthenie.

Unter diesem Motto findet der Sommer Workshop von den Jungen Aktiven vom 02.09.-04.09. in Magdeburg statt.

Dabei geht es um das eigene Selbstbewusstsein der Legasthenie und Dyskalkulie gegenüber Selbstakzeptanz und die Frage des offenen Umgangs und Ansprechens mit diesem Thema. Wie wir alle wissen, ist es häufig schwierig, die eigene Teilleistungsstörung dem Gegenüber zu vermitteln.

Zu diesen Punkten wollen wir unsere Erfahrungen austauschen. Viele junge Betroffene können davon profitieren!

Dazu werden wir über Best-Practice-Beispiele zu Strategien und Hilfsmitteln reden und können gemeinsam nach Lösungen für aktuelle Probleme im Leben mit Dyskalkulie und Legasthenie suchen. Gemeinsam sind wir stark und wissen mehr!

 

Die Veranstaltung findet unter 2G + Bedingungen statt – mit aktuellem Bürgertest und FFP2 Masken.
Der Teilnahmebeitrag beträgt 21€ (im 2-Bett-Zimmer).
Des Weiteren werden voraussichtlich bis zu 50€ (bei Förderzusage durch die Barmer evtl. mehr) der anfallenden Reisekosten (Nur DB: 2. Klasse, Sparpreis) erstattet.
Bei Absagen weniger als 4 Wochen vorher werden die Kosten nicht (zurück-)erstattet.
Wir hoffen darauf, dass der Workshop in Präsenz stattfinden kann. Sollte dies jedoch nicht möglich sein, findet der Workshop online statt.

 

Hier noch mal die Kurzinfos:

Was: Sommerworkshop 2022 – JA! Ich habe Dyskalkulie/Legasthenie

Wann: 02.09.-04.09.2022

Wo: Jugendherberge Magdeburg

Anmeldeschluss: 10.07.2022

Kosten (Unterbringung, Verpflegung und Workshop):

bei Übernachtung im 2-Bett-Zimmer 21 Euro

bei Übernachtung im 1-Bett-Zimmer 39 Euro

 

Die Anmeldung ist hier möglich: https://www.bvl-legasthenie.de/ja

 

Viele Grüße

Ihr Sprecher*innenteam

Natascha, Svea, Lavinia, Anton

 

Petition zur Schaffung eines bundesweiten Nachteilsausgleichs bei Dyskalkulie

PRESSEMITTEILUNG

Petition zur Schaffung eines bundesweiten Nachteilsausgleichs bei Dyskalkulie

Mit einer Petition gegen die Diskriminierung von Menschen mit einer Dyskalkulie fordern die Jungen Aktiven des BVL (Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V.) die Bildungspolitik auf, bundesweit schulrechtliche Regelungen für einen Nachteilsausgleich zu verankern.

 

Bonn, 5. Mai 2022

Dyskalkulie ist eine Beeinträchtigung grundlegender Rechenfertigkeiten bei allgemein guter Begabung. 3 – 8 Prozent aller Menschen haben eine Dyskalkulie (Rechenstörung). Sie werden durch fehlende Unterstützung an der Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt und haben einen Rechtsanspruch auf Nachteilsausgleich.

Aktuell gibt es nur in 7 Bundesländern schulrechtliche Regelungen zur Dyskalkulie, die bereits mit der Grundschulzeit enden, obwohl die Dyskalkulie bis ins Erwachsenenalter bestehen kann. Der Leidensdruck für die betroffenen Menschen ist durch die Nichtbeachtung ihrer Dyskalkulie extrem hoch und 40 % der Schüler entwickeln psychosomatische Folgeerkrankungen. Die S3-Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung der Rechenstörung weist im Abschnitt 6 („Exkurs: Anwendung der Empfehlungen in der Schule“) ausdrücklich darauf hin, dass schulische Maßnahmen im Bereich des Nachteilsausgleichs und Notenschutzes „wichtige Entlastungs- und Unterstützungsmaßnahmen für eine erfolgreiche schulische Laufbahn und spätere Bildungs- und Berufskarriere der betroffenen Person“ darstellen.

Die Jungen Aktiven des BVL fordern die Bildungspolitik auf, bundesweit einheitliche schulrechtliche Regelungen zu erarbeiten und auf Länderebene umzusetzen, die auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Hintergrund für diese Forderung sind die je nach Bundesland variierenden schulrechtlichen Regelungen, die auf dem Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) vom 04.12.2003 i.d.F. vom 15.11.2007 beruhen. Dieser bald 20 Jahre alte Beschluss der KMK geht davon aus, dass es nicht ausreichend wissenschaftliche Erkenntnisse zur Dyskalkulie gibt. Die Rechenstörung ist mittlerweile jedoch weitgehend erforscht und 2018 wurde die medizinische S3-Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung der Rechenstörung veröffentlicht, die die wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammenführt.

Es besteht dringender Handlungsbedarf, dass die KMK die neuen Forschungsergebnisse zur Dyskalkulie aufgreift und die „Grundsätze zur Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Lesen und Rechtschreiben oder im Rechnen“ zeitnah anforderungsgerecht überarbeitet. Als eine Folge dieser nicht aktuellen KMK-Empfehlung gibt es bis heute keine schulischen Regelungen, die einen Nachteilsausgleich für Schüler mit einer Dyskalkulie bzw. Rechenstörung auch in Abschlussklassen zulassen. Damit werden Bildungsabschlüsse gefährdet und das Recht auf freie Berufswahl eingeschränkt. Volkswirtschaftlich entsteht dadurch ein großer Schaden, weil die Abschlüsse meist nicht der allgemeinen Begabung entsprechen.

Die Jungen Aktiven bitten um tatkräftige Unterstützung, diesen Missstand schnellstmöglich zu ändern und bundesweite Nachteilsausgleiche bis zum Bildungsabschluss zu verankern. Helfen Sie mit, damit Menschen mit einer Dyskalkulie nicht weiterhin in unserem Bildungssystem diskriminiert werden und zeichnen Sie die Petition bei change.org https://chng.it/c25XvmNw

Weitere Informationen zur Petition und zur Dyskalkulie sind im Internet unter http://www.bvl-legasthenie.de abrufbar.

 

Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V.
Annette Höinghaus
c/o EZB Bonn
Postfach 201338
53143 Bonn
Tel.    04193 / 965604
Fax:   04193 / 969304
Mobil: 0172 / 4262463

Pressemeldung des BVL: PISA-Studie spiegelt wieder, was Schülerinnen und Schüler mit einer Legasthenie und Dyskalkulie in deutschen Schulen täglich erleben

Der BVL (Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V.) sieht in den Ergebnissen der neuen PISA-Studie bestätigt, dass die fehlende individuelle Förderung in Schulen einen deutlichen Rückgang der Lese-/Rechtschreib- und Rechenkompetenz nach sich zieht.

 

Bonn, 5.12.2019

Der BVL (Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V.) hat am 30.09.2019, dem Tag der Legasthenie und Dyskalkulie, erneut darauf aufmerksam gemacht, dass Kinder in den Schulen individuell gefördert werden müssen. Der Lehrkräftemangel dürfe nicht dazu führen, dass Schulen ihren Bildungsauftrag, den Kindern lesen, schreiben und rechnen beizubringen, nicht erfüllen.

Die Entwicklung der Lesekompetenz ist nach den Ergebnissen der neuen PISA-Studie in den letzten 2 Jahren deutlich rückläufig, ebenso ist die Mathematikkompetenz auf einem Abwärtstrend. Was aber besonders erschreckend ist, dass sich die Schere zwischen schwachen und starken Schüler*innen in keinem anderen Land so weit öffnet wie in Deutschland. „Für uns ist es unverantwortlich, dass Schüler*innen mit einer Legasthenie und Dyskalkulie in den meisten Schulen keine individuelle Förderung erhalten“, beklagt Tanja Scherle, Bundesvorsitzende des BVL. „Uns Eltern wird zur Entschuldigung gesagt, es fehlen dafür die Lehrkräfte. Unsere Kinder werden in den Schulen allein gelassen und versagen dann in unserem Bildungssystem“, sagt Scherle.

Kinder mit einer Legasthenie und Dyskalkulie benötigen eine individuelle Förderung, um eine gute Lese-/Rechtschreib- und/oder Rechenkompetenz zu entwickeln. Eine reine Stoffwiederholung oder klassische Nachhilfe hilft diesen Kindern nicht. Die meisten Lehrkräfte wurden in ihrer Ausbildung nicht darauf vorbereitet, wie man diesen Kindern nachhaltig helfen kann. Wenn in unseren Schulen überhaupt noch Förderunterricht angeboten wird, dann in viel zu großen und vor allem inhomogenen Gruppen. Scheitern Kinder aufgrund fehlender Unterstützung in den Schulen, dann ist die gesamte zukünftige Entwicklung gefährdet. Zu viele Kinder verlassen unsere Schulen als Analphabeten oder ohne Schulabschluss.

„Gut begabte Kinder mit einer Legasthenie oder Dyskalkulie versagen in unserem Bildungssystem, weil sie nicht ausreichend lesen, rechtschreiben oder rechnen können. Nicht, weil sie zu dumm oder zu faul sind, sondern weil man sie nicht unterstützt, weder schulisch noch außerschulisch“, bedauert Tanja Scherle. „Außerschulische Therapien müssen von den Eltern selber finanziert werden, weil die Krankenkassen diese Kosten nicht übernehmen. Sie zahlen die Diagnose und dann steht man alleine da“, sagt Scherle. „Wenn Eltern die Therapiekosten nicht selber aufbringen können, dann ist ihr Kind in unserem Bildungssystem verloren. Dass Kinder aus sozial schwachen Familien so keine Bildungsperspektive haben, liegt auf der Hand“, so Scherle.

Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie fordert alle Verantwortlichen in Bildung und Politik auf, sich endlich ihrer Verantwortung zu stellen und dafür Sorge zu tragen, qualifizierte Förderung in den Schulen durchzuführen. Der BVL sieht die Problematik des Lehrkräftemangels, aber es müssen neue Wege eingeschlagen werden, indem man qualifizierte Lerntherapeut*innen in die schulische Förderung einbindet. Andere europäische Länder sind uns deutlich voraus und unterstützen Menschen mit einer Legasthenie und Dyskalkulie tatkräftig.

 

Weitere Informationen zum Thema Legasthenie und Dyskalkulie sind im Internet unter http://www.bvl-legasthenie.de  abrufbar.

 

Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V.
Annette Höinghaus
c/o EZB Bonn
Postfach 201338
53143 Bonn
Tel.    04193 / 965604
Fax:   04193 / 969304
Mobil: 0172 / 4262463

Pressemitteilung zum Tag der Legasthenie und Dyskalkulie am 30.09.2019: Aufruf zum Schulwettbewerb gegen Fördernotstand

Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie (BVL) ruft gemeinsam mit der Deutschen Kinderhilfe – Die ständige Kindervertretung – am 30.09.2019, dem Tag der Legasthenie und Dyskalkulie, zu einem Schulwettbewerb auf, um eine bestmögliche Förderung für Schülerinnen zu erreichen.

Berlin, 23. September 2019

In Schulen herrscht durch den akuten Lehrkräftemangel ein massiver Fördernotstand. Alle verfügbaren Pädagogen werden für den Regelunterricht eingesetzt und die schulische Förderung kommt dabei zu kurz. Die Bertelsmann-Studie prognostiziert bis 2025 allein an den Grundschulen 26.3000 fehlende Lehrkräfte, was dramatisch ist, denn hier werden die Weichen für die weitere schulische Entwicklung der Kinder gestellt. Um deutlich zu machen, dass Kinder mit einer Legasthenie und Dyskalkulie davon besonders betroffen sind, wird dieses Jahr zum 4. Mal am 30.09.2019 der Tag der Legasthenie und Dyskalkulie ausgerufen. » Weiterlesen

Pressemeldung des BVL: Diskriminierung

Diskriminierung: Verweigerung von Nachteilsausgleichen verhindert erfolgreiche Bildungsabschlüsse

Der BVL (Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V.) macht auf einen gravierenden Missstand im Umgang mit Nachteilsausgleichen aufmerksam, der dazu führt, dass Deutschland einen Fachkräftemangel beklagt

Bonn, 4. Juli 2019

In vielen Schulen und Hochschulen finden in den Sommermonaten die Abschlussprüfungen statt. Für Menschen mit einer Legasthenie oder Dyskalkulie bedeutet das, von der Willkür der Klassenkonferenzen und Prüfungskommissionen abhängig zu sein. Liegt die medizinische Diagnose einer Lese-Rechtschreibstörung und/oder Rechenstörung vor, besteht ein Rechtsanspruch auf einen individuellen Nachteilsausgleich. Der Nachteilsausgleich muss dabei so gestaltet werden, dass die vorliegende Beeinträchtigung bestmöglich kompensiert wird. So sieht es auch die Rechtsprechung. „Leider erleben wir in der Praxis ein komplett unterschiedliches Bild. Vielen Schüler*innen, Auszubildenden und Studierenden wird entweder kein Nachteilsausgleich oder ein nicht wirksamer Nachteilsausgleich gewährt. Die Folge davon ist, dass sie im schlimmsten Fall ohne Abschluss dastehen“, beklagt Tanja Scherle, Bundesvorsitzende des BVL.

Legasthenie und Dyskalkulie stellen keine Beeinträchtigung der intellektuellen Fähigkeiten und fachlichen Kompetenzen dar. Nur die technischen Fertigkeiten des Lesens, Rechtschreibens und/oder Rechnens sind eingeschränkt. Diese Probleme lassen sich heute gut mit technischen Hilfsmitteln kompensieren. „Menschen mit einer Sehschwäche können diese mit einer Brille ausgleichen und niemand würde einem Brillenträger seine fachliche Kompetenz absprechen“, sagt Scherle. „Menschen mit einer Legasthenie oder Dyskalkulie sieht man ihre Beeinträchtigung nicht an und unterschätzt ihre Fähigkeiten. Die Diskriminierung, die Menschen mit einer Legasthenie oder Dyskalkulie noch immer erfahren, führt dazu, dass sie ihre Potenziale nicht entfalten können und dem Arbeitsmarkt gut qualifizierte Mitarbeiter verloren gehen,“ bedauert Scherle.

Insbesondere Menschen mit einer Dyskalkulie werden daran gehindert, eine gut qualifizierte Ausbildung zu absolvieren, da viele Schulen und Hochschulen einen Nachteilsausgleich verweigern. Noch weniger nachvollziehbar ist es, wenn man Schülern mit einer Rechtschreibstörung einen Zeitzuschlag bei Prüfungen gibt, damit sie mehr Zeit haben, ihre Fehler zu korrigieren. Das ist vergleichbar mit der Situation, einem Schüler mit einer Sehschwäche das Tragen der Brille zu untersagen, weil die anderen Schüler auch keine Brille tragen. „Unser Bildungssystem verspricht unseren Schüler*innen eine Chancengleichheit. Leider erfahren die meisten Menschen mit einer Legasthenie und Dyskalkulie eine massive Diskriminierung“, so Scherle. „Erst gestern hatte ich einen Anruf von einer Mutter mit einem 12jährigen Sohn, der die Begabung für den Besuch eines Gymnasiums hat, aber auf der Realschule ist, da er aufgrund seiner Legasthenie keine Gymnasialempfehlung bekommen hat. Da ihm die Realschule keinen Nachteilsausgleich in Deutsch und Englisch gewährt, soll er jetzt aufgrund der schlechten Noten zur Hauptschule querversetzt werden. Das ist in unserer Beratungspraxis kein Einzelfall“, beklagt Tanja Scherle.

Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie fordert alle Verantwortlichen in Bildung und Politik auf, sich endlich ihrer Verantwortung zu stellen und dafür Sorge zu tragen, anforderungsgerechte Nachteilsausgleiche zu ermöglichen. Andere europäische Länder sind uns deutlich voraus und unterstützen Menschen mit einer Legasthenie und Dyskalkulie tatkräftig. Ein Nachteilsausgleich bedeutet keine Bevorzugung der betroffenen Menschen, sondern nur die Herstellung einer Chancengleichheit.

Weitere Informationen zum Thema Legasthenie und Dyskalkulie sind im Internet unter http://www.bvl-legasthenie.de

cid:image001.jpg@01D044A2.E5B3F030

Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V.
Annette Höinghaus
c/o EZB Bonn
Postfach 201338
53143 Bonn
Tel.    04193 / 965604
Fax:   04193 / 969304
Mobil: 0172 / 4262463

Pressemitteilung des BVL: Kurzfilm „I Wonder“

Emotionale Belastungen durch Legasthenie. Neuer Kurzfilm „I Wonder“ plädiert für mehr Akzeptanz und Offenheit

 

Der BVL (Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V.) hat das Filmprojekt „I Wonder“ unterstützt, um Menschen mit Legasthenie Mut zu machen, offen damit umzugehen. Sehr einfühlsam wird in dem Kurzfilm gezeigt, wie schwer das Leben mit einer Legasthenie sein kann.

 

Bonn, 25. April 2019

Menschen mit einer Legasthenie fühlen sich bis heute noch immer ausgegrenzt und missverstanden. Sie werden auf ihre Schwächen reduziert und können ihre Begabungen nur selten ausleben. Der Kurzfilm „I Wonder“, für den Olivia Nigl, Studentin der Hochschule Mainz, das Drehbuch geschrieben und Regie geführt hat, greift dieses Problem sehr eindrucksvoll auf. Olivia Nigl hat selber eine Legasthenie und konnte sich so besonders gut in die emotionale Welt von Menschen mit einer Legasthenie einfühlen.

Vielen Menschen mit einer Legasthenie fällt es schwer, sich offen zu ihren Problemen im Lesen und/oder Rechtschreiben zu bekennen. Die vielen Niederlagen und Diskriminierungen in der Schulzeit, aber auch in der Ausbildung, im Studium oder im Beruf machen es für sie schwer, offen darüber zu sprechen. Würden sie mehr Akzeptanz und Toleranz in der Gesellschaft erfahren, würde ihnen viel Leid erspart bleiben.

Der Kurzfilm „I Wonder“ versucht die verschiedenen Facetten im Leben von Menschen mit einer Legasthenie aufzuzeigen, indem er eine Schülerin bis ins Erwachsenenalter begleitet. Als Zuschauer spürt man den seelischen Druck, der auf der Schülerin liegt und der sie auch noch im Erwachsenenalter belastet. Erst als die junge Frau den Mut fasst, vor einem großem Publikum ihr Problem offen anzusprechen, fällt eine große Last von ihren Schultern und sie fühlt sich frei und stark. Unterschiedlich zu sein und unterschiedliche Begabungen zu haben, das steht für die Vielfalt unserer Gesellschaft. Legasthenie gehört zu dieser Vielfalt.

„Wir wünschen, dass es uns gelingt, mit diesem Film die Gesellschaft wach zu rütteln, damit sich Menschen mit einer Legasthenie angenommen fühlen und ihre Potenziale uneingeschränkt entwickeln können. Vielleicht sprechen Bilder mehr als Worte, insbesondere dann, wenn es mit so vielen Emotionen geschieht, wie in diesem Film“, sagt Tanja Scherle, Bundesvorsitzende des BVL.

Mit Unterstützung des BVL wurde das Projekt zusammen mit einem Team von über 50 Studenten, über 100 Statisten und Darstellern, darunter auch Kinder und Jugendliche, sowie einigen Profi-Schauspielern realisiert. Der Film wurde von Spektrumfilm koproduziert und, zusätzlich zur finanziellen Förderung des BVL, mit den Geldern der Film und Medien Nachwuchsförderung Rheinland-Pfalz unterstützt. Die Jugendschauspielschule Scaramouche Academy in Wiesbaden unterstützte das Team u.a. bei der Suche nach jungen Darstellern und den erforderlichen Castings. Für die aussagekräftigen Bilder ist DOP Leander Xaver Kupferer verantwortlich. Den großen organisatorischen Aufwand bewältigte Produzentin Kim Müller. Das Bachelorabschluss-Projekt von Olivia Nigl wurde durch Professorin Katja Davar und Professor Olaf Hirschberg betreut.

Der BVL gratuliert allen Beteiligten zu dem beeindruckenden Film und bedankt sich für das große Engagement. Der Film ist jetzt öffentlich und kann über die Homepage des BVL www.bvl-legasthenie.de abgerufen werden.

 

Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V.
Annette Höinghaus
c/o EZB Bonn
Postfach 201338
53143 Bonn
Tel.    04193 / 965604
Fax:   04193 / 969304
Mobil: 0172 / 4262463

 

Pressemitteilung des BVL zum Tag der Legasthenie und Dyskalkulie am 30.09.2017

Nicht erkannt – nicht gefördert – kein Schulabschluss!

Die Deutsche Kinderhilfe weist gemeinsam mit dem Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie (BVL) auf einen Missstand in unserem Schulsystem hin, der Kinder mit einer Legasthenie und Dyskalkulie in ihren Bildungschancen deutlich einschränkt und gesellschaftspolitisch untragbar ist.

Berlin, 26. September 2017

Zum 2. Mal wird am 30.9.2017 der Tag der Legasthenie und Dyskalkulie ausgerufen, um deutlich zu machen, dass für die betroffenen Kinder in der Bildung noch viel getan werden muss. Die gemeinsame Kampagne der Deutschen Kinderhilfe und des BVL „Bessere Bildungschancen für Kinder mit Legasthenie und/oder Dyskalkulie!“ soll helfen, die Chancen in unserem Bildungssystem zu verbessern, damit Kinder schulisch unterstützt und nicht „aussortiert“ werden. » Weiterlesen

Sitzenbleiben ist bei einer Legasthenie oder Dyskalkulie keine Lösung

PRESSEMITTEILUNG

Sitzenbleiben ist bei einer Legasthenie oder Dyskalkulie keine Lösung

 

Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie (BVL) empfiehlt Eltern und Pädagogen, Kinder mit einer Legasthenie und Dyskalkulie nicht zusätzlich durch ein Sitzenbleiben seelisch zu belasten.

Bonn, 7. Juli 2017

Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e. V. (BVL) erhält aktuell viele Anfragen von Eltern, die sich Rat holen, weil ihre Kinder wegen einer Legasthenie (Lese-Rechtschreibstörung) oder Dyskalkulie (Rechenstörung) sitzen bleiben. Die betroffenen Kinder haben meist keine individuelle Förderung und keinen Nachteilsausgleich wegen ihrer Beeinträchtigung erhalten und die Schule scheint mit der Situation überfordert zu sein. „Die Mathematiklehrerin meiner Tochter teilte mir mit, dass Nadine sich nicht am Unterricht beteiligt und auch bei den Klassenarbeiten versagt. Trotz der zusätzlichen Arbeitsblätter zeige sie keine Fortschritte und solle deshalb die Klasse wiederholen“, beklagt Nadines Mutter. Die Lehrerin habe ihr gesagt, sie kenne sich mit Dyskalkulie nicht aus und wüsste auch nicht, wie man Nadine, die in die 3. Klasse kommen würde, helfen könne. Daher sei eine Klassenwiederholung der beste Weg, um mehr Zeit zu gewinnen, den Schulstoff der 2. Klasse in Mathematik zu wiederholen. „Meine Tochter sitzt weinend in ihrem Zimmer und ist mit ihren 8 Jahren total verzweifelt. Wir fühlen uns von der Schule allein gelassen und fragen uns, was eine Klassenwiederholung bringen soll, wenn Nadine in der Schule nicht gefördert wird“, so die Mutter. » Weiterlesen

Qualifizierte Lerntherapie bei Dyskalkulie statt Arbeitsblätter!

PRESSEMITTEILUNG

Qualifizierte Lerntherapie bei Dyskalkulie statt Arbeitsblätter!

Zum Schulbeginn weist der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie (BVL) darauf hin, dass es Kindern mit einer Dyskalkulie (Rechenstörung) nicht hilft, zusätzliche Arbeitsblätter zu lösen, sie benötigen eine fachkompetente Dyskalkulietherapie.

Bonn, 29. August 2016

In vielen Bundesländern hat die Schule begonnen und für Kinder mit einer Dyskalkulie beginnt ein Teufelskreis. Sie können noch nicht einmal die einfachsten Rechenaufgaben lösen und bekommen trotzdem zusätzliche Arbeitsblätter zur Übung. Für viele Pädagogen und Eltern ist das nicht nachvollziehbar, denn Mathematik ist im ersten oder zweiten Schuljahr eigentlich für die meisten Kinder kein Problem.

„Nils ist jetzt in die 2. Klasse gekommen und seit seiner Einschulung kämpft er mit dem Rechnen. Er bekommt von seiner Lehrerin immer zusätzliche Arbeitsblätter, damit wir zu Hause üben. Aber irgendwie kommen wir nicht voran, weil Nils ohne meine Hilfe keine Aufgabe lösen kann“, sagt Nils Mutter. „Für Nils ist Mathe wie eine Fremdsprache, die er nicht versteht. Wir sind schon ganz verzweifelt“, klagt Nils Mutter am BVL-Beratungstelefon. » Weiterlesen